Aussicht mit Zimmer

Die Aussicht trägt entscheidend zur Wahrnehmung der Qualität eines Hotels bei. Ein Ausblick in einen Hinterhof eröffnet andere gedankliche Welten als ein Ausblick zum Horizont. Ohne Rücksicht auf die Schönheit der Aussicht und unter immer identischen objektiven Aufnahmebedingungen aufgenommen – kein Rahmen oder Vorhang lässt ein Fenster erahnen – , zeigen die Fotografien Aussichten aus Hotelzimmern. Die Bildtitel verraten den Aufnahmeort und zeugen von der zumeist kurzen, ein- oder zweitägigen Dauer der Aufenthalte.

Die Ausblicke nach aussen lassen keine Rückschlüsse auf das Hotel oder den Gast zu. Und dennoch spielen sich diese im Kopf des Betrachtenden unmittelbar ab und werden mit persönlichen Erinnerungen und Geschichten verknüpft. Unabhängig davon, was sich vor dem Zimmerfenster präsentiert, sagt das Wahrnehmen des Panoramas wenig über den Alleinreisenden aus: Nimmt er die Aussicht mit Neugierde auf Neues wahr oder ist der Ausblick eine Art Flucht des Reisenden vor sich selbst? Die Nüchternheit des stringenten Abbildens, bei der fast nie ein Mensch zu sehen ist, machen das Fernweh des Reisenden und die Einsamkeit in der temporären Unterkunft spürbar.

Seit 2002
Inkjet-Print, 19 x 50 cm, Auflage 4
Die Arbeit umfasst bisher 350 Motive

Appenzell: Aussichten | Horizonte