Wege

Wege als Zeichen
Stephan Schenk in Esslingen
Aus: Stuttgarter Zeitung, Feuilleton, 6.9.1995

Das Wort «Wege» klingt im Zeitalter der Fernübertragung seltsam altmodisch und literarisch. Es dient dem Stuttgarter Fotografen Stephan Schenk als ironischer Titel für eine Reflexion über den Anachronismus von Verkehrslinien, die weniger verbinden als trennen. Die als Edition erschienene zehnteilige Folge von Schwarzweiss-Fotografien, die jetzt im Kunsthaus Schaller in Esslingen zu sehen ist, beginnt mit der Untersicht unter einen von Betonpfeilern gestützten, vierspurigen Stuttgarter «Highway» mit dem klangvollen Namen Schattenring. Der Lichtspalt zwischen den beiden Betonbahnen wird in der Fotografie zur Symmetrieachse in einem dunklen, mit der Spitze nach unten zeigenden Dreieck.
Die gleiche Verschärfung der Perspektive erreicht Schenk in panoramaformatigen Aufnahmen von erhöhtem Standort auf vierspurige Autoschneisen («Charlottenplatz», «Wildparkstrasse»). Hier entstehen mit dem Medium der Dokumentarfotografie Bilder, die den Weg als Raumlinie in ein Zeichen für Zeit und Geschwindigkeit verwandeln. Menschen- und autoleere Strassen, eine Brücke als Bauruine – Vanitassymbole? Das helle Loch am Ende eines düsteren Tunnels («Dachswald») lässt sich auch als frohe Kunde verstehen nach dem Motto: Stell dir vor, eine neue Autobahn und weit und breit kein Auto. Ho

1991/1994
Inkjet-Print, 52 x 112 cm, Auflage 10
Die Arbeit besteht aus 10 Motiven

Ausstellung

1991 Dialog
Atelier Palmer, Stuttgart, Deutschland

1995 Stephan Schenk · Wege
Kunsthaus Schaller, Esslingen, Deutschland

Publikationen

XLM Extra Large Magazin
Stuttgart, 1/1995